Montag, 25. April 2011

Himbeerbrause.

Jeden Tag zweihundert neue Freunde gemacht. Ein Klick genügt. Kontake knüpfen, Netzwerke stricken, Verbindungen Verbindungen! Super ist diese unsere heutige Zeit. Das Haus verlassen ist eigentlich gar nicht mehr nötig. Und schon wieder dreiundneunzig neue Freunde, herrje. Das ist fame, das ist hype, das ist Leben Leben!

Naja, und wenn dann doch mal etwas passiert, ist niemand da. Und trotzdem hast du vierunddreißig neue Freunde. Merkst du den Unterschied? Lachen geht nicht "xD", lachen geht gar nicht mehr. "Guten Morgen" sagst du am Vorabend des Gewitters und merkst gar nicht, wie lächerlich du bist. Leben Leben! 

Stil ist alles und so. Jaja, blabla. Foto von oben, vierzehn neue Freunde. Heute oder morgen, gestern oder am Mittwoch. Ich nenn mich Walter, du Adelheid, wir haben Freunde Freunde! Unzählbar viele. Niemand davon kennst du. Lachhaft, sich als Individuum zu bezeichnen. Lachhaft lachhaft! 

Musik ist gut, immer laut und immer drauf. Umschwärmt von leeren Augen stehst du da und denkst, dass alles richtig war. Das Böse steht dir gut, zumindest online. Und immer, wenn der Kreis grün leuchtet, muss ich kotzen. Kotzen kotzen!

Leere Worthülsen zerfetzen die Stille, die keine ist und hinterlassen lachende Blutlachen einer vergangenen Zeit, die nach Himbeerbrause schmecken. Immer Sommer und immer gut. Und wenn die Fassade bröckelt, isst du den Putz und postest ein Bild deines Magens in der Hoffnung auf zwanzig neue Freunde. Die du dann auch wie durch Geisterhand bekommst. Fotos Fotos! 

Willst sagen: komm vorbei. Sagst: log dich ein, ich adde dich, du addest mich und dann vergessen wir uns. Es gibt ja noch andere, die du adden kannst. Plus eins auf der Gästeliste der Nichtigkeit. Und morgen kommt das Gewitter und du merkst immer noch nicht wie absurd du bist. 



2 Kommentare:

KaoZ hat gesagt…

Am Ende ist doch wichtig was du draus machst!
Wenns dich ankotzt, meld dich ab! Ein ehemals sehr guter Freund von dir ist nicht Grundlos nicht dort angemeldet. Den Grund hast du gerade genauestens beschrieben.
man kann sowohl sein leben leben, als auch online auf diversen Plattformen sein.

Wichtig ist nur die Balance zu halten. Wer nur online lebt, kann mir nur leid tun, weil auf einmal ohne Internet alles unreal ist (been there, done that, ich weiß wovon ich spreche ;) )

Wie gesagt es kann ne schöne Unterstützung sein, Kontakt zu Leuten zu halten die fürs "mal schnell vorbei kommen" zu weit weg wohnen. Mehr ist es dann aber auch nicht, eben nur ne UNTERSTÜTZUNG!

Urbane Polemik hat gesagt…

aber bis menschen, wie der- oder diejenige, denen dieser eintrag gewidmet ist, begreifen, dass unterstützung das ist, worum es geht - und nicht "leben" - bis dahin vergehen noch jahrzehnte.

(das hier ist im übrigen kein selbstkritischer eintrag. ich fühle mich mich nicht verbunden mit dem oder der beschriebenen. nicht mehr.)

(und sag bitte nicht "ehemals sehr guter freund". das ist er eigentlich noch immer. nur einige eigenschaften - du weißt - stoßen auf meine ablehnung.)